Schweinereien in der Fleischindustrie

Quelle: www.tagesschau.de

Tagesschau Berichte zu den Geschehnissen

Und es geht weiter ……

Veterinär zum Fall Tönnies „Im Zweifel müssen Tiere entsorgt werden“

Stand: 02.07.2020 16:08 Uhr

Die Betriebsschließung bei Tönnies wirft den streng durchgetakteten Schweinemarkt durcheinander. Im schlimmsten Fall bedeute das: Tierbeseitigungsanlage, sagt Amtstierarzt Vogel.

tagesschau.de: Welche Auswirkungen hat die Betriebsschließung bei Tönnies auf die Lieferkette?

Holger Vogel: Das muss zwar noch näher untersucht werden, aber sicher ist, dass das deutlich spürbar wird. Das lässt sich nicht verstecken. Es wird eine logistische Herausforderung, die Tiere umzuleiten. Gerade die Schweinezucht ist extrem durchsynchronisiert. Die Tage der Sauen und Ferkel, die dann zu Mastschweinen werden, die sind genau abgezählt. Es kommt zu einem Rückstau.

Zur Person

Holger Vogel ist Präsident des Bundesverbands beamteter Tierärzte. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern ist der promovierte Tierarzt auch für die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung zuständig. Dazu gehören etwa Schlachtstätten aber auch Zucht- und Mastbetriebe, in denen die Tiere bis zur Schlachtung herangezogen werden.

tagesschau.de: Was bedeutet dieser Rückstau?

Vogel: Man kann die Ferkel etwa nicht absetzen, sprich von der Sau trennen, weil man nicht weiß, wohin mit den Tieren. Eigentlich kommen die in den Läuferstall, dem sogenannten Flatdeck. Wenn der aber noch voll ist, weil die Tiere dort nicht in den Maststall umgesetzt werden können, dann wissen wiederum die nächsten Sauen nicht, wo sie ferkeln sollen.

Eine Sau trägt 114 Tage. Das ist in den Betrieben genau abgezählt, wie viele Sauen man tragend haben muss, um jeden Ferkelplatz zu belegen. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Wo ein Körper ist, da kann aber kein anderer sein. Das ist wie bei dem Märchen „Der süße Brei“. Dieser Prozess kann durch die Betriebsschließung nicht mehr gestoppt werden.

tagesschau.de: Gilt das auch für das Geflügel?

Vogel: Bei dem Geflügel ist es ähnlich aber da kann man schneller reagieren. Die Brutzeit ist mit 21 Tagen kürzer.

tagesschau.de: Wie wirkt sich diese Situation denn auf den Tierschutz aus?

Vogel: Die Haltungsbedingungen verschlechtern sich massiv. Die rechtlichen Vorgaben sind jetzt schon an der Grenze des Machbaren. Ein Mastschwein kommt auf einen Quadratmeter Lebensraum. Die Neigung ist bei vielen da, jetzt schon nicht genügend Stallplätze zu bauen und das auch voll auszuschöpfen und sogar zu überbelegen. Ich schreite als Amtstierarzt ein, wenn der Platz um zehn Prozent überbelegt ist. Dann können wir mit Ordnungswidrigkeitsverfahren und Zwangsgeld tätig werden. Aber hier im Fall Tönnies kommt erschwerend hinzu, dass die Überbelegung durch äußere Zwänge erfolgt, weil die Tiere nicht von den Schlachthöfen wie Tönnies abgenommen werden können.

tagesschau.de: Was passiert dann mit den Tieren, die die Plätze belegen?

Vogel: Man muss die Sorge haben, die Tiere aus Tierschutzgründen zu töten. Das bedeutet, dass das Tier über eine Tierbeseitigungsanlage entsorgt wird. Eine Verwertung des Fleisches kommt nicht in Frage. Diese Tötung will keiner. Davor sträubt man sich.

Eine Notschlachtung kann aber nicht in Betracht kommen. Also, dass das Fleisch noch verwertet werden kann. Das geht in den Ställen nicht. Schon alleine aus Hygienegründen. Die sind darauf nicht ausgelegt. Man könnte noch versuchen, die Tiere in andere EU-Mitgliedstaaten zu transportieren und Schlachtkapazitäten dort nutzen. Die Frage ist aber, ob der Markt sie aufnimmt.

tagesschau.de: Können Sie die Tötung im Notfall anordnen?

Vogel: Ich kann es im Tierseuchenfall anordnen. Das ist hier aber nicht gegeben. Die Tiere sind gesund. Die sind auch nicht von dem Corona-Ausbruch bei Tönnies betroffen. Sie sind ja noch im Mastbetrieb. Eine Tötung zum Tierschutzwohl ist nicht einfach.

tagesschau.de: Über welche Dimension sprechen wir im Fall Tönnies?

Vogel: Das kann ich nur schätzen, aber man kann davon ausgehen, dass täglich 20.000 Tiere geschlachtet werden. Eine Anlage hat ungefähr zwischen 10 und 50.000 Tiere in allen Altersgruppen. Das ist schon eine Größenordnung.

tagesschau.de: Müssen sich Betriebe auf solche Szenarien besser vorbereiten?

Vogel: Die Corona-Pandemie hat so keiner kommen sehen wollen. Daher wurde darüber auch nicht viel nachgedacht. Tönnies ist aber nur ein Teil einer Gesamtentwicklung. Clemens Tönnies hat selbst einmal gesagt „Wir haben die Schraube überdreht“. Der steht mit seinem Gesicht ein. Man kann ihn personifizieren. Die anderen Branchenvertreter nicht. Die punktuellen Verbesserungen in den Haltungsbedingungen haben sich auf das Tierwohl auch nicht sehr stark ausgewirkt. Wir sind hier alle gefragt. Es wird viel auf den Preis geschaut und im Supermarkt gekauft statt beim Direktvermarkter. Es ist nicht einfach, da rauszukommen. Man müsste wohl gesellschaftlich umsteuern.

Ex-Berater Gabriel kontert Kritik „Tönnies macht nichts Verbotenes“

Stand: 02.07.2020 16:39 Uhr

Ex-Vizekanzler Gabriel war kurzzeitig als Berater beim Fleischkonzern Tönnies tätig. Das sorgt für heftige Kritik auch aus den eigenen Reihen. Doch Gabriel sieht darin kein Problem – und verteidigt sich.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Engagement Sigmar Gabriels in der Wirtschaft für Schlagzeilen sorgt. Der ehemalige SPD-Vorsitzende und frühere Wirtschaftsminister hat wegen seiner Beratertätigkeit beim Fleischkonzern Tönnies teils heftige Kritik auch führender Sozialdemokraten auf sich gezogen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nannte Gabriels Tönnies-Engagement „befremdlich und peinlich“. Tönnies stehe „wie kaum ein anderes Unternehmen für die unhaltbaren Zustände in der Fleischindustrie“. Umso unverständlicher sei, dass Gabriel einen solchen Beratervertrag abgeschlossen habe. Die SPD habe keine Möglichkeit, auf das Verhalten Gabriels als Privatmann Einfluss zu nehmen. „Der politische Schaden für die SPD ist jedoch unbestreitbar.“

Eine Frage der Werte?

„Ehemalige Vorsitzende sind der SPD keine Rechenschaft schuldig, wenn sie nach ihrer aktiven Zeit Tätigkeiten für andere aufnehmen“, betonten die Parteichefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zwar. Die beiden sagten aber auch: „Für jeden aufrechten Sozialdemokraten ergibt sich dabei aus unseren Grundwerten, an wessen Seite man sich begibt und wo man besser Abstand hält.“

Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, warf Gabriel vor, dieser habe „keine Skrupel, als Sozialdemokrat für einen der größten Ausbeuter zu arbeiten.“ Es passe ins Bild, dass man von ihm nichts gehört habe zu Werkverträgen und zur Vernachlässigung von Schutzbestimmungen, sagte Riexinger dem RND.

Nach Recherchen des ARD-Magazins Panorama war Gabriel seit März 2020 bis mindestens Ende Mai 2020 für Tönnies tätig gewesen. Gabriel erhielt demnach bislang offenbar ein Pauschalhonorar von 10.000 Euro im Monat sowie ein zusätzliches vierstelliges Honorar für jeden Reisetag. Die Tätigkeit sollte auf zwei Jahre angelegt sein, wurde aber vom früheren Vizekanzler aus privaten Gründen beendet. Das Unternehmen bestätigte Gabriels kurzes Engagement. Dabei sei es um Exportfragen gegangen. Weitere Details wollte ein Sprecher nicht nennen.

„Ich bin kein Politiker mehr“

Auch Gabriel bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass es „ein dreimonatiges Beratungsverhältnis“ gegeben habe. Im Magazin „Spiegel“ verteidigte er seine Tätigkeit. „Ich kann an dem Beratungsverhältnis mit einem großen Arbeitgeber nichts Problematisches erkennen“, sagte er dem Nachrichtenmagazin. „Tönnies macht nichts Verbotenes.“ Zu seinem Honorar sagte er: „Für normale Menschen sind 10.000 Euro viel Geld. Aber in der Branche ist das kein besonders hoher Betrag. Ich bin kein Politiker mehr.“

Im Stammwerk des Tönnies-Fleischkonzerns im westfälischen Kreis Gütersloh hatten sich im Juni weit mehr als 1000 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Deshalb gab es heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen im Unternehmen. Die Anfrage des Konzerns habe er bereits im Februar erhalten, sagte Gabriel der dpa. Inhaltlich sei es dabei um ein drohendes Exportproblem im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest gegangen. Dem „Spiegel“ erklärte er, dass er seine Tätigkeit nicht als Lobbyarbeit begriffen habe.

Als Wirtschaftsminister habe er mit der Firma Tönnies „eher Konflikte“ gehabt als ein freundschaftliches Verhältnis, so Gabriel. „Wenn es etwas gibt, worüber ich mich ärgere, ist es, dass die, die damals nichts gemacht haben, heute so tun, als würden sie zum ersten Mal merken, dass da ein Problem ist.“

Die Kritik der Parteispitze Esken und Walter-Borjans könne er nicht ernst nehmen. „Beide gehören auch zu denen, die heute laut Kritik üben, sich damals aber keinen Deut um die Fleischindustrie gekümmert haben.“

In diesem Jahr hatte bereits Gabriels Berufung in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank viel Kritik ausgelöst – wie so oft, wenn frühere Spitzenpolitiker in die Wirtschaft wechseln. Gabriel war bis 2017 SPD-Chef, bis 2018 Außenminister und bis November 2019 Abgeordneter im Bundestag.

Rolle als Tönnies-Berater Gabriel hat rein gar nichts verstanden

Stand: 02.07.2020 18:45 Uhr

Sigmar Gabriel hat kein öffentliches Amt mehr – und insofern sei es ihm gegönnt, einen gut bezahlten Job anzunehmen. Doch dass er sich für Tönnies entschieden habe, zeuge davon, dass er sein Handeln nicht hinterfrage.

Ein Kommentar von Sabine Müller, ARD-Hauptstadtstudio

Da denkt man, bei Sigmar Gabriel, dieser fleischgewordenen Ich-AG, kann einen nichts mehr überraschen. Und dann das: Da hat der Mann doch tatsächlich als Lobbyist – Verzeihung, als „Berater“ – in der Fleischindustrie angeheuert. In jener Branche, deren Ausbeuter-Methoden er in seiner Zeit als Wirtschaftsminister als „Schande für Deutschland“ bezeichnete und über die er sagte, er schäme sich angesichts des Umgangs mit bulgarischen und rumänischen Werkvertragsarbeitern.

Aber bei Tönnies sei das ja alles anders, wusste Gabriel schon kurz darauf und lobte: „Die setzen im positiven Sinne Standards“. Klar, das hat man gerade gesehen. So einer wie Gabriel findet dann auch nichts dabei, den Corona-Skandal bei Tönnies in einer „Bild“-Zeitungs-TV-Show zu kommentieren, ohne das kleinste Wörtchen zu seinen persönlichen Verbindungen zum Unternehmen zu verlieren. Aber dafür mit dem Hinweis, die ausländischen Arbeiter wohnten ja ganz freiwillig in gruselig-engen Massenunterkünften.

Der SPD einen Bärendienst erwiesen

Die Jammer-Opferrollen-Verteidigung, die Gabriel jetzt fährt, zeigt, dass er rein gar nichts verstanden hat. 10.000 Euro Gehalt im Monat seien doch eigentlich gar nicht so viel Geld – also für normale Menschen schon, aber nicht für die Branche. Und überhaupt: Wozu machen wir eine Abkling-Phase, in der man als Ex-Politiker nichts machen darf, wenn man danach noch so behandelt wird, als sei man im Amt, fragt Gabriel.

Nein, es geht nicht darum, dass er nach einer Karenzzeit gut bezahlte Tätigkeiten annimmt – das sei ihm gegönnt. Es geht darum, was das für Tätigkeiten sind. Und ja, Gabriel hat kein öffentliches Amt mehr, ist kein Minister mehr, kein Abgeordneter, kein Parteivorsitzender. Aber er ist immer noch Sozialdemokrat – und als solcher hat er den Werten der Partei gerade einen Bärendienst erwiesen. Denn zurück bleibt das Bild eines Genossen, der überall da die Hand aufhält, wo es viel zu verdienen gibt und der sich offenbar selbst in der Rückschau keinerlei kritische Fragen stellt.

„Lockdown“ in Gütersloh verlängert

Stand: 29.06.2020 15:33 Uhr

Die Corona-Einschränkungen im Kreis Warendorf werden zu morgen beendet. Im Kreis Gütersloh werden sie um eine Woche noch bis zum 7. Juli verlängert.

Die Kontakteinschränkungen aufgrund der massenhaften Corona-Infektionen werden im Kreis Gütersloh um eine Woche verlängert und im Kreis Warendorf ab Dienstag (30.06.2020) aufgehoben. Das gab Ministerpräsident Armin Laschet am Montag bekannt. In beiden Kreisen haben die Infektionen direkt oder indirekt Bezug auf den Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und sind insofern eingrenzbar.

107 Neuinfektionen in der übrigen Bevölkerung des Kreises Gütersloh – also bei den Menschen, die keinen direkten Bezug zu der Firma Tönnies haben – wurden innerhalb der vergangenen sieben Tage gezählt. Das teilte der Kreis Gütersloh am Sonntagabend (28.06.2020) mit. Damit steige die Zahl der positiven Tests in der übrigen Bevölkerung „merklich an“. Im ganzen Kreis Gütersloh – also inklusive der Fälle mit Tönnies-Bezug – wurden in den vergangenen sieben Tagen 671 neue Fälle bestätigt.

Der Großteil von ihnen zeige aber keine Symptome. Daher gehe die Kreisverwaltung zusammen mit dem RKI davon aus, dass der aktuelle Anstieg „vermutlich durch die starke Ausweitung der Testung von asymptomatischen Personen bedingt“ sei. Dennoch: Mit den neuen Zahlen wird die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Einschränkungen geringer.

Keine Vorhersagen für Dienstag

Einen Ausblick auf die Entscheidung, ob der „Lockdown“ am Dienstag beendet werden kann oder verlängert werden muss, gibt die Behörde aber bisher nicht.

Abstriche im Akkord: Mit dem Auto ins Corona-Testzentrum.

Die kritische Marke, auf die die Menschen in Gütersloh und Warendorf gespannt blicken, liegt bei 50 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner: Ab diesem Wert, auch bekannt als „7-Tage-Inzidenz“, sollen strikte Eindämmungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergriffen werden – wie es derzeit in Warendorf und Gütersloh der Fall ist.

Die Beschränkungen in diesen beiden Kreisen galten bis Dienstag. Ob sie verlängert werden, hängt unter anderem von der Entwicklung der „7-Tage-Inzidenz“ ab. In Gütersloh lag sie laut RKI am Sonntag (28.06.2020) bei 132,9, beim NRW-Gesundheitsministerium, das mit einem anderen Melde- und Berechnungssystem operiert, sogar bei 170,3.

Kritischer Wert wohl kaum zu drücken

Doch egal, welche der beiden Berechnungsarten man wählt: Schon am Sonntag war absehbar, dass Gütersloh es nicht mehr schaffen kann, unter die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zu fallen – selbst, wenn es bis Dienstag keinen einzigen neuen Fall mehr geben würde. Denn bei 360.000 Einwohnern dürfte sich der Kreis 180 neue Fälle „erlauben“. Laut RKI-Zahlen waren es aber bereits von Dienstag bis Samstag 221 Neufälle.

Beispiel Westfleisch: Lokaler „Lockdown“ möglich

Allerdings bedeutet ein Überschreiten des Wertes nicht zwangsläufig, dass die „Lockdown“-Maßnahmen in Gütersloh fortgesetzt werden: Die Behörden haben die Möglichkeit, die kreisweiten Beschränkungen aufzuheben, wenn sie das Infektionsgeschehen in einem bestimmten Bereich lokalisieren können.

Das war zum Beispiel Mitte Mai der Fall, als es im Kreis Coesfeld einen Ausbruch bei „Westfleisch“ gab. Die Begründung: Die Infektion ließ sich lokal klar dem Betrieb und seinen Mitarbeitern zuordnen. Ohne die „Westfleisch“-Fälle liege der Wert im grünen Bereich, argumentierten damals die Behörden.

Entspanntere Lage in Warendorf

Eine ähnliche Herangehensweise erhoffen sich auch die Menschen in Gütersloh. Ob das möglich ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Am Montag will sich Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei einer Pressekonferenz zur Lage in Gütersloh äußern.

Bessere Chancen auf eine Lockerung haben auf jeden Fall die Menschen im Kreis Warendorf. Dort lag die „7-Tage-Inzidenz“ laut RKI am Sonntag bei 21,2. Die dortige Kreisverwaltung sieht keine Anzeichen für die Ausbreitung des Virus in der übrigen Bevölkerung. Lediglich zwei Personen ohne Tönnies-Bezug seien positiv getestet worden, teilte Landrat Olaf Gericke (CDU) mit.

OVG Münster: „Bisherige Maßnahmen rechtmäßig!“

Derweil hat das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden: Die angeordneten strengen Maßnahmen im Kreis Gütersloh sind rechtmäßig. Es wies am Montag (29.06.2020) den Eilantrag eines Bürgers aus Schloß Holte-Stukenbrock zurück, der die Außerkraftsetzung der Verordnung in den nur wenig von Infektionen betroffenen Kommunen gefordert hatte.

Das Gericht hielt die getroffenen Regelungen in seinem Beschluss nicht für unverhältnismäßig und betonte, es gebe vielmehr eine hinreichend konkrete Gefahr, dass sich das Virus auch in andere Städte im Kreis unbemerkt ausgebreitet habe.

Gespräche über Tierwohlabgabe Harsche Kritik an Klöckners „Fleischgipfel“

Stand: 26.06.2020 08:45 Uhr

Landwirtschaftsministerin Klöckner will heute mit Branchenvertretern, Handel und Verbrauchern über die Fleischindustrie reden. Dabei will sie für eine Tierwohlabgabe werben. Kritiker sprechen von einer „Show-Veranstaltung“.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) trifft sich heute mit Branchenvertretern einem „Fleischgipfel“. Neben Arbeitnehmervertretern nehmen Vertreter der Land- und Ernährungswirtschaft, der Schlachtereien, des Lebensmittelhandels und der Verbraucher an dem Treffen bei Klöckner teil. Auch das Kartellamt, Tierschützer und Veterinäre sind eingeladen.

Kritik an Gewichtung des Treffens

Das Treffen sorgt bereits im Vorfeld für harsche Kritik: Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Grünen sprachen von einer bloßen „Show-Veranstaltung“. Anja Piel aus dem DGB-Vorstand monierte, dass erst „auf Nachhaken“ und „in letzter Minute“ Vertreter der Beschäftigten eingeladen worden seien: Offenbar solle eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der Fleischbranche nicht im Vordergrund stehen, sagte Piel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“).

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte ein „grundlegendes Umsteuern in der gesamten Kette“. Hofreiter warf Klöckner vor, sie lade zu einem „bloßen Show-Event“ ein. Von überparteilichen, gesamtgesellschaftlichen Lösungen sei die Ministerin „meilenweit“ entfernt, sie habe den Ernst der Lage „nicht begriffen“.

„Neujustierung der Tierhaltung“

Gastgeberinnen sind auch die Landwirtschaftsministerinnen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Ursula Heinen-Esser und Barbara Otte-Kinast (beide CDU). Klöckner erklärte im Vorfeld, erforderlich sei eine Neujustierung der Tierhaltung in Deutschland. Notwendig seien mehr Tierwohl, bessere Preise sowie faire Arbeitsbedingungen. Fleisch und Wurst seien oft zu billig.

Dazu liegen heute mehrere Vorschläge auf dem Tisch: Diskutiert werden soll etwa über eine höhere Mehrwertsteuer für Fleisch oder einen Aufschlag von 40 Cent pro Kilo für mehr Tierwohl.

Ende der Werkverträge angepeilt

Die Bundesregierung hat angekündigt, die Arbeitsbedinungen in der Branche angehen zu wollen und die Werkverträge in Schlachthöfen zu verbieten. Nur noch Angestellte des eigenen Betriebs sollen Tiere schlachten und zerlegen dürfen. Ein Kabinettsbeschluss sieht vor, die Werkverträge ab 1. Januar 2021 zu untersagen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will dies jedoch vorziehen.

Aus der Unionsfraktion wurden jedoch Zweifel am Verbot von Werkverträgen laut. Diese Verträge nur in einer Branche verbieten zu wollen, sei „verfassungsrechtlich höchst bedenklich“, sagte Fraktionsvize Gitta Connemann (CDU) der „NOZ“. Das Instrument werde auch in vielen anderen Wirtschaftszweigen eingesetzt.

DGB-Vorstand Piel appellierte an die Bundesregierung, die Reformen in der Fleischindustrie „schnell und rechtssicher“ umzusetzen und warnte vor „Nebelkerzen“ einzelner Fleischfabrikanten, die angekündigt haben, von sich aus auf Werkverträge zu verzichten. „Ankündigungen und Versprechen gab es bereits genug – passiert ist jedoch nichts“, sagte sie.

An einer gesetzlichen Regelung gegen Werkverträge führe nichts vorbei. „Nur so bekommen wir die Probleme ansatzweise in den Griff, die durch jahrelangen Missbrauch entstanden sind“, betonte die Gewerkschafterin.

Laschet prüft Tönnies‘ Haftbarkeit

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet lässt unterdessen die Haftbarkeit des Fleischunternehmens Tönnies für den Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh prüfen. „Es wird derzeit sehr genau geprüft, ob und gegen welche Regeln das Unternehmen verstoßen hat und wo es in Haftung genommen werden kann“, sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er betonte: „Ich sehe Tönnies in Verantwortung.“

Bundesarbeitsminister Heil hatte bereits vor einigen Tagen die Ansicht vertreten, dass Tönnies für entstandene Schäden die „zivilrechtliche Haftung“ übernehmen müsse.

Kritik an Fleischbetrieben „An das Grundübel rangehen“

Stand: 25.06.2020 18:57 Uhr

Nicht erst seit Corona steht die Fleischbranche in der Kritik. Die Bedingungen seien katastrophal und begünstigten eine Ausbreitung des Virus, sagt der NGG-Vorsitzende Zeitler bei tagesschau24. Das Hauptproblem seien die Werkverträge.

tagesschau24:Ein zentraler Kritikpunkt an der Fleischbranche sind die Werkverträge. Geht es dabei in erster Linie um Geld?

Guido Zeitler: Ja, natürlich. Das ist ein System, das die Produktionskosten nach unten drückt und letztlich die großen Fleischunternehmen davor schützt, sich dem Vorwurf ausgesetzt zu sehen, dafür verantwortlich zu sein. Wir erleben ja seit vielen Jahren diese schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche, die sind ja auch immer mal wieder – nicht nur in Corona-Zeiten, sondern auch sonst – Gegenstand öffentlicher Debatten gewesen.

tagesschau24:Wie sehen die aus?

Zeitler: Fangen wir bei der Bezahlung an: Die Bezahlung ist in der Regel zum Mindestlohn. Oftmals wird der dadurch unterlaufen, dass Arbeitszeitnachweise manipuliert werden. Wir erleben, dass die Menschen, die oft aus Bulgarien, Rumänien zum Arbeiten nach Deutschland kommen, erst einmal viel Geld bezahlen müssen, weil sie ihre Arbeitskleidung selbst bezahlen müssen.

Wir erleben weiter, dass die Unterbringungssituation für die Menschen katastrophal ist. Wir reden oft von Schrottimmobilien. Da ist es dreckig. Da ist keine Hygiene möglich. Wir erleben eine Vielfachbelegung in den Zimmern. Es gab auch schon Fälle, da sind die Matratzen gar nicht kalt geworden. In den Fabriken wird ja im Schichtsystem gearbeitet: Der eine geht zur Arbeit, und der nächste kommt aus der Fabrik und legt sich in das warme Bett. Das haben wir alles schon erlebt, also katastrophale Bedingungen in der Branche.

Kontrolle oft nicht möglich

tagesschau24: Nun sind die Missstände lange bekannt. Warum hat sich seit Jahren so wenig getan?

Zeitler: Weil man immer versucht hat, an den Auswüchsen Dinge zu verändern. Der Gesetzgeber hat 2017 das Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft verabschiedet, also ein besonderes Schutzgesetz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in dieser Branche. Da wurde dann reingeschrieben, dass die Arbeitszeiten genau zu erfassen sind, damit man die Einhaltung unter anderem des Mindestlohnes kontrollieren kann.

Wenn dann aber falsche Aufzeichnungen da sind, kann man das gar nicht wirksam kontrollieren. Das heißt, die Branche sucht sich auch immer wieder Wege, die Dinge, die der Gesetzgeber ihm aufgegeben hat, zu unterwandern. Deswegen ist es jetzt auch folgerichtig, an das Grundübel ranzugehen. Das Grundübel in dieser Branche ist diese Struktur der Werkverträge. Wir müssen da hin kommen, dass die Unternehmen selbst dafür verantwortlich sind, wie Menschen bezahlt werden, wie Arbeitszeiten dokumentiert werden und vor allem auch wie die Unterbringung ist.

Die Fleischindustrie in Deutschland

Laut Statistischem Bundesamt gibt es in Deutschland knapp 1500 größere Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe. Dort arbeiten gut 128.000 Menschen. Das macht im Schnitt eine Betriebsgröße von etwa 85 Mitarbeitern – in der Praxis variiert diese aber stark, außerdem sind Kleinstbetriebe in der Statistik nicht enthalten.

Laut Deutschem Gewerkschaftsbund gilt für rund 80.000 Beschäftigte in der Fleischindustrie der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro. Die Branche selber gibt an, die meisten Arbeitnehmer seien versicherungspflichtig beschäftigt und unterlägen Tarifverträgen. Angaben zur Zahl der Werkverträge oder ausländischer Saisonkräfte machte Fleischverband auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht.

Offiziell wenig bekannt ist über die Unterbringung ausländischer Werkvertragskräfte – also etwa, wie viel Platz jedem einzelnen zur Verfügung steht. Auch die Branche bestreitet aber nicht, dass sie überwiegend in Sammelunterkünften leben. Das können einzelne Wohnungen sein, in denen mehrere Mitarbeiter wie in einer WG wohnen – aber auch leer stehende Kasernengebäude.

Günstige Bedingungen für das Virus

tagesschau24: Haben Sie eine Erklärung dafür, dass es so hohe Corona-Infektionszahlen in Fleischbetrieben gibt?

Zeitler: Ich glaube, da gibt es mehrere Faktoren. Wir alle haben gelernt, dass ein ganz wesentlicher Punkt zum Schutz vor einer Infektion der ist, Abstand zu halten. Wir haben Produktionsprozesse in der Fleischindustrie, da stehen die Menschen oft eng beieinander. Man müsste da größere Abstände schaffen. Das geht aber nur dann, wenn man die Geschwindigkeit deutlich reduziert.

Wir reden da auch über Akkordarbeit. Das ist sehr durchgetaktet alles. Man müsste die Produktionsprozesse deutlich verlangsamen, damit Abstand gehalten werden kann. Das führt dann allerdings natürlich zu einer anderen Produktivität, und deswegen ist das nicht gemacht worden. Die Abstände wurden oftmals nicht eingehalten. Wir haben beim Beispiel Tönnies gesehen, dass man offensichtlich auch nicht darauf geachtet hat, wie in den Sozialräumen, sprich in der Kantine, Abstände eingehalten werden.

„Eigentlich nichts Neues“

Es gibt aber auch andere Faktoren. Der Transport von den Unterkünften in die Fabrik findet oftmals in Sammeltransporten statt. Auch das kann natürlich begünstigen. Die Temperatur in den Produktionsbetrieben ist günstig für eine Verbreitung des Virus, womöglich auch wie mangelhafte Be- und Entlüftung der Betriebe.

All das kann die Verbreitung in der Fleischindustrie begünstigen. Das ist aber auch eigentlich nichts Neues. Das wusste man spätestens, seit wir die großen Ausbrüche auch in den Fleischbetrieben in den USA gesehen haben. Auch da war immer der Verdacht da, dass die Rahmenbedingungen, insbesondere Be- und Entlüftung und die Temperaturen eine ganz wesentliche Rolle spielen.

Debatte um Fleischindustrie „Dieses System ist schlecht“

Stand: 24.06.2020 17:42 Uhr

In einem sind sich Politik und Fleischindustrie einig: Es soll sich etwas ändern in der Branche. Nur wie? Die einen wollen am Preis drehen, die anderen die Arbeitsweise ändern. Und Bundesministerin Klöckner will reden.

Der nordrhein-westfälische Schlachtbetrieb Tönnies ist nicht der erste, in dem es einen Corona-Ausbruch gegeben hat. Zuvor hatte es beispielsweise in Unternehmen in Schleswig-Holstein oder auch im Kreis Coesfeld, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen, massive Infektionen gegeben.

Doch bei Tönnies ist es der bei Weitem höchste Anstieg an Infektionen innerhalb einer Belegschaft und der erste Fall, der die Rückkehr zu strikten Einschränkungen in zwei Kreisen zur Folge hat. Davon betroffen sind rund 640.000 Bewohner. Auch deshalb ist die Debatte um die Arbeitsweise und -verhältnisse innerhalb der Fleischindustrie neu entbrannt.

„Hat mit einer humanen Arbeitswelt nichts zu tun“

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann fasste es im Landtag in Düsseldorf zusammen: „Das System der industriellen Schlachtung“ könne keine Zukunft haben. „Dieses System ist schlecht und hat mit einer humanen Arbeitswelt nichts zu tun“, fügte der CDU-Politiker hinzu.

Es brauche bundesweite Veränderungen in der Branche, so Laumann, und dafür brauche es entsprechende neue gesetzliche Regelungen. Und aus seiner Sicht muss die Fleischindustrie in der Zeit einen Schritt zurückmachen. Das seit den 1970er-Jahren zunehmende Verschwinden mittelständisch geprägter Schlachthofstrukturen mit einer regionalen Vermarktung der Tiere sei ein Fehler gewesen.

Bleiben die Klagen auch nach der Pandemie?

Heute beherrschen die Großkonzerne den Markt, wie eben Tönnies. Das Unternehmen beliefert unter anderem Supermarktketten wie Lidl oder Kaufland. Und dafür würden in dem Schlachthof täglich bis zu 30.000 Tiere getötet und verarbeitet, bezifferte es die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser. „Damit wir billigstes Fleisch in den Discountern kaufen können.“ Auch sie plädierte für einen „echten Neuanfang“ in der Fleischindustrie:

„Wenn wir nicht in der gesamten Kette der Fleischproduktion Änderungen herbeiführen, dann werden wir in wenigen Monaten auch nach der Pandemie hier wieder stehen und die Zustände beklagen.“

SPD sieht Laschet unter dem „Diktat“ der Fleisch-Bosse

Wegen der Arbeitsverhältnisse – billige Arbeitskräfte aus dem Ausland, zu beengte Wohnverhältnisse für die Beschäftigten und ungenügender Corona-Schutz im Betrieb – steht aber nicht nur Tönnies selbst in der Kritik. Auch Nordrhein-Westfalens Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Sie habe weggesehen und vor allem der Landeschef sei dem „Diktat der Bosse der Fleischindustrie unreflektiert und unbesonnen gefolgt“, hieß es in der Aktuellen Stunde des Landtags von der SPD.

Und die Sozialdemokraten brachten auch Laschets Fehltritt direkt nach Bekanntwerden des Corona-Ausbruchs noch einmal zur Sprache. Er hatte die Neuinfektionen auf die Herkunftsländer der Mitarbeiter zurückgeführt. Es seien “ Rumänen und Bulgaren“, die eingereist seien und da komme das Virus her. Eine solche Bemerkung – aus Sicht der SPD nach wie vor „eine Unverschämtheit“. Auch wenn Laschet später zurückgerudert war und betont hatte: „Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich.“

Nach Massentests unter den Tönnies-Mitarbeitern wurde mittlerweile bei mehr als 1500 Beschäftigten eine Infektion nachgewiesen. Auch Angehörige der Mitarbeiter haben sich angesteckt. Und nachdem Laschet zunächst einen „Lockdown“, wie er es selbst nannte, ausgeschlossen hatte, entschied sich die Landesregierung gestern doch, für die Kreise Gütersloh und Warendorf bis vorerst zum 30. Juni wieder strenge Auflagen gegen die Ausbreitung des Virus zu verhängen.

Alles andere als locker

Klöckner lädt zu branchenübergreifendem Treffen

Doch es geht nicht nur um Schuldzuweisungen, sondern auch um das Wie voraus? Also wie die Verhältnisse in der Fleischindustrie verbessert werden können. Dafür will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Freitag mit Heinen-Esser und der niedersächsischen Agrarministerin Barbara Otte-Kinast zusammenkommen. Auch in Niedersachsen haben sich auf einem Schlachthof des Unternehmens „Wiesenhof“ mehr als 20 Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziert.

An dem Treffen sollen auch Vertreter von Schlacht- sowie Tierhaltungsbetrieben teilnehmen, ebenso wie Verbraucher- und Tierschützer und Mitglieder des Handels und der Ernährungswirtschaft.

BUND und Greenpeace fordert Sonderabgabe

Bereits vor dem Treffen kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Greenpeace ein Vorschlag, wie gegen die Billigproduktion in der Fleischbranche vorgangenen werden sollte. Und zwar mithilfe einer Sonderabgabe auf tierische Produkte. Der BUND spricht von 40 Cent pro Kilogramm, die dann wieder investiert werden sollten, um faire Löhne durchzusetzen und „vernünftige, gesundheitsmäßig akzeptable Arbeitsbedingungen“ zu schaffen. Greenpeace setzt sogar 50 Cent pro Kilogramm an.

Doch die günstigen Preise für Fleischprodukte im Handel sind nur ein Punkt, über den derzeit stark diskutiert wird. Die Preise begründen sich nämlich auf einer für die Schlachtbetriebe kostengünstigen Produktion – und für die greifen die Unternehmen bisher oft auf Werkverträge zurück. Dank dieser Veträge stellen meist Subunternehmen Arbeitskräfte, meist zu niedrigen Löhnen. Und auch die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen, in denen die Beschäftigten tätig sind, können die Schlachtbetriebe so an Subunternehmen abgeben.

Konzerne wollen raus aus Werkverträgen

Doch mehrere Großkonzerne, darunter auch Tönnies, Westfleisch und PHW mit der Marke „Wiesenhof“, wollen nun auf solche Werkverträge in maßgeblichen Bereichen verzichten. Sie sollen in allen Kernbereichen der Fleischproduktion abgeschafft werden, kündigte Tönnies an. PHW will alle bei sich tätigen Werksarbeiter als feste Angestellte übernehmen, was etwa 20 Prozent der 7000 Mann starken Belegschaft ausmacht. Und Westfleisch plant, in den kommenden sechs Monaten, alle Arbeitskräfte selbst einzustellen.

Auch die Schwarzgruppe, die etwa die Ketten Lidl und Kaufland betreibt, hat eigenen Angaben zufolge mit ihren Fleisch- und Geflügellieferanten vereinbart, spätestens ab Januar 2021 auf Werkverträge zu verzichten.

Das müssen sie auch: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat längst angekündigt, noch in diesem Sommer ein Gesetz vorlegen zu wollen, das einen Schlussstrich unter die Werkverträge in der Fleischindustrie zieht. Geplant ist, dass das Schlachten und Verarbeiten von Fleisch in den Betrieben ab dem kommenden Jahr nur noch von Arbeitnehmern ausgeführt werden darf, die direkt bei dem Unternehmen angestellt sind. Das Bundeskabinett stimmte den neuen Regelungen bereits Ende Mai zu.

Corona-Ausbruch bei Tönnies Bund setzt auf Eindämmung vor Ort

Stand: 22.06.2020 16:47 Uhr

Die Bundesregierung ist wegen des Infektionsgeschehens beim Fleischverarbeiter Tönnies besorgt. Es müsse alles getan werden, um den Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh einzudämmen. Dabei helfen sollen Bundeswehr und RKI.

Die Lage im Kreis Gütersloh ist nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies in den Augen der Bundesregierung sehr ernst. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einem „massiven Ausbruch“. Für die Region bestehe ein hohes Infektionsrisiko. Es sei nun alles zu tun, um diesen Ausbruch einzudämmen.

Die Bundesregierung setzt dabei auf umfassende Maßnahmen vor Ort. Über die konkreten Maßnahmen zur Eindämmung entscheide aber das Land Nordrhein-Westfalen. Die Bundesregierung verwies auf örtlich bereits verhängte Schließungen von Schulen und Kitas und Anordnungen von Quarantäne in den umliegenden Kreisen.

RKI schickt Epidemiologen

Das Robert Koch-Institut (RKI) schickte drei Epidemiologen nach Gütersloh, wie eine Sprecherin des Instituts der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Zur genauen Aufgabe der Wissenschaftler, ob sie beispielsweise im Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück oder im Krisenstab des Kreises aktiv werden, wollte sich die Sprecherin nicht äußern.

Außerdem würden 15 sogenannte Containmentscouts das Kreisgesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Infektionen unterstützen. Diese Aufgabe übernehmen aber keine Wissenschaftler, sondern Hilfskräfte. Laut Verteidigungsministerium unterstützen momentan auch 39 Mitarbeiter der Bundeswehr die Corona-Reihentests, unter anderem mit eigenen Testteams.

Lauterbach warnt vor Reisen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet schließt einen Lockdown für den ganzen Kreis weiterhin nicht aus. Notwendig sei das aber derzeit nicht, weil der Ausbruchsherd lokal eingrenzbar sei, so der CDU-Politiker.

Ganz anders sieht das SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er kritisierte Laschets Haltung scharf und warnte vor einem freien Reiseverkehr aus der Region Gütersloh. „Ich bin sicher, dass deutlich mehr Menschen außerhalb der Mitarbeiterschaft inzwischen infiziert sind“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. Das Virus könnte sich so potenziell sehr weit verteilen, so der studierte Epidemiologe.

Corona-Ausbruch bei Tönnies

1331 Infizierte – vorerst kein Lockdown

„Tönnies muss für Schäden haften“

Für die Schäden, die durch den Coronavirus-Ausbruch im nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh entstanden sind, werde der Konzern Tönnies haften müssen, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. „Es sollte überprüft werden, inwieweit das Unternehmen eine zivilrechtliche Verantwortung trägt“, sagte der SPD-Politiker im ARD-Morgenmagazin. Er erwarte, dass die Firma für Schäden einsteht. Immerhin seien den Bewohnern in der Region erhebliche Kosten infolge des Ausbruchs entstanden.

Der Minister kündigte zudem scharfe Maßnahmen an, um die Missstände in der Fleischindustrie zu beseitigen. „Wir machen jetzt Schwerpunktrazzien der Arbeitsschutzbehörden des Zolls. Wir müssen auch dafür sorgen, dass sich im Grunde genommen im System etwas ändert.“ Mit den vielen Subunternehmen und der Ausbeutung von Menschen müsse Schluss sein.

Arbeitsminister Heil: Fleischkonzerne müssen Verantwortung übernehmen
tagesschau 15:00 Uhr, 22.06.2020, Jens Eberl, WDR

1331 positive Tests im Werk

Konzernchef Tönnies hatte sich am Samstag öffentlich für den Ausbruch des Erregers unter Mitarbeitern des Schlachtereibetriebs im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück entschuldigt. Sein Konzern stehe in „voller Verantwortung“, sagte er.

Nach Angaben des Kreises Gütersloh, in dem Rheda-Wiedenbrück liegt, wurden die Reihentests auf dem Tönnies-Gelände am Samstag abgeschlossen. Demnach lagen zunächst 5899 Befunde vor. Davon waren 1331 positiv, also mehr als ein Fünftel. Die komplette Tönnies-Belegschaft steht derzeit unter Quarantäne. 

1331 Infizierte – vorerst kein Lockdown

Stand: 21.06.2020 15:40 Uhr

Die Zahl positiver Corona-Tests beim Fleischverarbeiter Tönnies steigt auf 1331. NRW-Ministerpräsident Laschet sieht ein enormes Pandemierisiko. Anlass für einen Lockdown sei das aber nicht. Das Geschehen sei klar lokalisierbar.

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies sehen die Behörden derzeit keinen Grund für einen Lockdown im Kreis Gütersloh. Es gebe zwar „ein enormes Pandemierisiko“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Das Infektionsgeschehen sei aber klar bei der Firma Tönnies lokalisierbar und es gebe keinen „signifikanten Übersprung“ hinein in die Bevölkerung.

Es gelte aber weiterhin der Satz, „dass wir einen flächendeckenden Lockdown im Moment nicht ausschließen können, aber solange wir alles tun, dass es gelingt, dass es nicht überspringt auf die Bevölkerung, können wir andere, bessere, zielgerichtetere Maßnahmen ergreifen“, sagte Laschet. Er hatte sich zuvor in Gütersloh zusammen mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann über die Lage in Deutschlands größtem Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück informiert.

Laschet erwägt regionalen Lockdown

Bei Tönnies müssen sämtliche Mitarbeiter und ihre Familien in Quarantäne. Laschet erwägt den regionalen Lockdown.mehr

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte hingegen die umgehende Verhängung eines regionalen Lockdowns gefordert. „Bund und Länder haben Kontakt- und Ausgehbeschränkungen für den Fall von mehr als 50 Neuinfektionen pro Woche bei 100.000 Einwohnern vereinbart. Wann soll diese Regelung zur Anwendung kommen, wenn nicht jetzt im Landkreis Gütersloh?“, sagte Lauterbach dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Fünf Beschäftige auf Intensivstation

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infizierten in der Fabrik in Rheda-Wiedenbrück stieg indes auf 1331. Dies teilte der Kreis Gütersloh mit. Die Reihentestungen auf dem Gelände der Firma seien am Samstag abgeschlossen worden. Insgesamt 6139 Tests seien gemacht worden. 5899 Befunde lägen bereits vor. Bei 4568 Beschäftigten wurde das Virus demnach nicht nachgewiesen.

„Bei den Testungen zeigte sich, dass die Zahl der positiven Befunde außerhalb der Zerlegung deutlich niedriger sind als in diesem Betriebsteil“, hieß es weiter. In den vier Krankenhäusern im Landkreis werden derzeit 21 Covid-19-Patienten stationär behandelt. Davon liegen sechs Personen auf der Intensivstation, zwei von ihnen müssen beatmet werden. Fünf der sechs sind nach Angaben des Kreises Tönnies-Beschäftigte.

Rückkehr, um Quarantäne zu entgehen

Der Kreis teilte weiter mit, dass bei den Reihentestungen im Mai deutlich mehr Testungen gemacht wurden. „Das liegt daran, dass die Zahl der Beschäftigen gesunken ist. Eine Reihe von Mitarbeitern ist ganz offensichtlich in die Heimat zurückgekehrt, unter anderem Personen, die negativ getestet worden sind und die die sich abzeichnende Quarantäne hier vermeiden wollten.“

Am Sonntag seien 32 mobile Teams in den Städten und Gemeinden des Kreises unterwegs gewesen, um Personen in ihren Unterkünften zu beraten und ihnen Unterstützung anzubieten. „Dabei wird auch kontrolliert, wie aktuell die Adresslisten sind, die sich der Kreis Gütersloh in der Nacht zu Samstag beschafft hat.“

Laschet fordert, auf Ausreise zu verzichten

Laschet rief die Arbeiter dazu auf, von einer überstürzten Abreise in ihre Heimat abzusehen. Im Fall einer Infektion bekämen sie die „bestmögliche medizinische Behandlung“ in Deutschland. Das liege auch im Interesse der Arbeiter.

Es würden nun in unbegrenzter Größenordnung so viele Dolmetscher wie möglich in die Unterkünfte der Beschäftigten geschickt. Das Problem sei, dass diese auf 1300 Liegenschaften verteilt seien. Drei Hundertschaften der Polizei unterstützten die Ordnungsämter dabei, die Quarantäne durchzusetzen.

Mehr als 1.000 Infizierte: Massive Kritik an Tönnies
tagesschau24 09:00 Uhr, 21.06.2020, Marion Kerstholt, WDR

Weiter Kritik wegen Arbeitsbedingungen

Laschet und Laumann thematisierten in ihrer Ansprache erneut auch das Thema Arbeits- und Wohnbedingungen der Beschäftigten in der Fleischindustrie. „Wir brauchen neue Regeln, neue Bedingungen – und das ist auch das, was wir vom Unternehmen erwarten“, betonte Laschet.

Zu einer Aussage von Clemens Tönnies, das Unternehmen habe aus datenschutzrechtlichen Gründen den Behörden nicht die Wohnadressen aller Mitarbeiter nennen können, sagte er: „Wir müssen einen Zustand herstellen – gerade als Lehre aus der Pandemie -, dass zu jeder Zeit feststellbar ist: welcher Mitarbeiter arbeitet im Unternehmen und wo wohnt er.“ In dieser Frage gebe es im Moment verschiedene Rechtsauffassungen. Gegebenenfalls müssten Gesetze entsprechend geändert werden.

Tönnies kündigt Reformen an

Firmenchef Tönnies sieht das Unternehmen in einer schweren Krise.

Konzernchef Clemens Tönnies hatte zuletzt von einer „existenziellen Krise des Unternehmens“ gesprochen und sich enttäuscht gezeigt vom Vertrauensverlust der Behörden. Sein Unternehmen habe eng mit dem Krisenstab und den Behörden kooperiert. Das Problem sei, dass Tönnies aus Datenschutzgründen gar keine Kenntnis von den Wohnadressen der Beschäftigten von Subunternehmen haben dürfe. Bekannt seien lediglich Vor- und Nachname, Geschlecht und Geburtsdatum dieser Arbeiter.

Das Unternehmen betonte, dass Subunternehmen sofort aufgefordert worden seien, die Adressen weiterzugeben, doch einige hätten datenschutzrechtliche Bedenken gehabt. Darum habe man zunächst eine behördliche Anordnung erbeten und schließlich auch erhalten.

Hofreiter ruft Supermärkte zu Boykott auf

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter rief die Supermärkte zu einem Boykott von Tönnies-Produkten auf. „Das Gebaren der Fleischbarone, die nur auf Profit setzen und meinen, sich an keine Regeln halten zu müssen, ist ein Skandal“, sagte Hofreiter der „Bild am Sonntag“. Es sei an der Zeit, dass sich die großen Supermarktketten „nicht länger mitschuldig machen“. „Sie sollten die Tönnies-Produkte aus ihrem Angebot nehmen.“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil forderte im „Tagesspiegel am Sonntag“ erneut, rücksichtsloses Wirtschaften nicht mehr zu akzeptieren. „Es kann nicht sein, dass Menschen aus Mittel- und Osteuropa in Deutschland ausgebeutet werden, damit skrupellose Firmen milliardenschwere Gewinne einfahren.“ Heil will im Sommer einen Gesetzentwurf vorlegen, um von 2021 an Werkverträge in der Branche weitgehend zu verbieten. Dann könnte die komplette Ausführung von Schlachtarbeiten nicht mehr an Subunternehmen ausgelagert werden.

Druck auf Fleischindustrie wächst

Stand: 19.06.2020 10:35 Uhr

Die Fleischindustrie steht nach mehreren Corona-Ausbrüchen in der Kritik, nach den neuen Infizierten-Fällen bei Tönnies umso mehr. Arbeitsminister Heil bekräftigte seine Absicht, in der Branche „aufräumen“ zu wollen.

Nach der vorübergehenden Schließung des größten deutschen Schlachtbetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück nach einem Corona-Ausbruch mit aktuell 730 Infizierten geraten die Fleischproduktion und ihre Arbeitsbedingungen stärker in die Kritik.

Heil will „Grundübel beenden“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nannte die Nachrichten aus Rheda-Wiedenbrück „schockierend“. Dort sei zu erleben, was passiere, „wenn mit Arbeitnehmern aus Mittel- und Osteuropa bei uns nicht fair umgegangen wird“. In der ARD sagte er, die Branche müsse Verantwortung übernehmen „für anständige und menschenwürdige Arbeitsbedingungen“.

Er fühle sich bestätigt, den Kurs, in der Fleischindustrie aufzuräumen, konsequent umzusetzen, so der SPD-Politiker. Werk- und Leiharbeitsverträge werde es in den Fleischfabriken nicht mehr geben. „Wir werden das Grundübel beenden“, so Heil. Im Sommer wolle er auch ein Gesetz vorlegen, das eine digitale Erfassung der Arbeitszeit in der Fleischindustrie vorschreibt

NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser sagte der „Rheinischen Post“: „Es gibt haarsträubende Sonderaktionen, bei denen Fleisch deutlich unter seinem Wert verkauft wird. Das müssen wir stoppen“, so die CDU-Politikerin. Grundsätzlich sei der Verkauf unter Einstandspreis bereits untersagt. Nordrhein-Westfalen arbeite an einer Bundesratsinitiative.

Wissenschaftliche Untersuchung

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kündigte an, die Branche wissenschaftlich untersuchen zu lassen. „Mein Ministerium wird eine wissenschaftliche Expertise auf den Weg bringen, die den Ursachen des Ausbruchs in Gütersloh epidemiologisch auf den Grund geht“, so der CDU-Politiker.

Ausgewertet wurden nach Informationen vom Donnerstag bisher 1106 Ergebnisse eines von den Behörden angeordneten Reihentests. Im Tönnies-Stammwerk müssen in den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet werden.

Tests im ganzen Landkreis

Der Chef der SPD-Landtagsfraktion in NRW, Thomas Kutschaty, forderte in der „Rheinischen Post“ kostenlose Corona-Tests im Kreis. „Ich erwarte jetzt, dass im Kreis umfangreich und engmaschig getestet wird – und zwar kostenlos für jeden, der auch nur im entferntesten Kontakt hatte. Da geht es um Stunden.“

Kutschaty forderte zudem weitere Maßnahmen für den Fall, dass die Zahl der Infizierten deutlich steige: „Sollte der Wert von 50 Neuinfizierten innerhalb von einer Woche pro 100.000 Einwohner überschritten werden, muss Herr Laschet mir erklären, warum es keinen Lockdown gibt.“

Keine Versorgungsengpässe

In Rheda-Wiedenbrück werden nach Angaben von Tönnies pro Tag 20.000 Schweine geschlachtet und zerlegt.

Die vorübergehende Schließung wird nach Experten-Einschätzung nicht zu Versorgungsengpässen führen. „Fleisch wird in Deutschland nicht knapp, auch nicht Schweinefleisch“, sagte Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Bonn.

Die Branche habe eine Reihe von Stellschrauben, um die bei Tönnies ausfallenden Schlachtkapazitäten zumindest teilweise auszugleichen, sagte Koch. Tönnies wolle die Zahl der Schlachtungen an anderen Standorten erhöhen, auch andere Unternehmen hätten diese Möglichkeit.

Mögliche Folgen für Schweinemäster

Probleme kann der Stillstand bei den Schlachtungen in Rheda-Wiedenbrück aber den Schweinemästern bereiten. Wenn ein Mäster innerhalb von ein bis zwei Wochen seine Tiere nicht vermarkten könne, könnte es bereits Schwierigkeiten geben, sagte Miriam Goldschalt, Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Es drohten Platzprobleme, weil neue Jungtiere angeliefert würden und nicht klar sei, wohin mit den älteren Tieren.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr 55,1 Millionen Schweine in Deutschland geschlachtet, das sind drei Prozent weniger als 2018. 3,3 Millionen der Schlachtschweine wurden aus dem Ausland importiert.

Stand: 17.06.2020 13:21 Uhr

Beim Fleischverarbeiter Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück gibt es 400 neue Corona-Infektionen. Nähere Informationen will die Stadt am Nachmittag bekannt geben.

Beim Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) sind seit Anfang der Woche 400 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das sagte eine Sprecherin des Kreises Gütersloh am Mittwoch (17.06.2020).

Am Nachmittag wollen der Kreis Gütersloh und Tönnies auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nähere Details bekanntgeben. Derzeit tagt ein Krisenstab.

Landrat drohte mit Schließung

Allerdings sickern immer mehr Einzelheiten durch. Die Mitarbeiter sollen alle aus einem Teilbereich der Schweinezerlegung stammen. Am Dienstag (16.06.2020) hatte es Massentests der Mitarbeiter auf das Coronavirus gegeben.

Der Landrat des Kreises Gütersloh, Sven-Georg Adenauer, hatte das Unternehmen gewarnt: Sollte Tönnies die Infektionen nicht in den Griff bekommen, drohe eine Schließung. Viehhändler sollen nach WDR-Informationen nur noch bis 14 Uhr anliefern dürfen. Das könnte auf Einschränkungen hindeuten.

Lebende Schweine vom Hof gefahren

Mehrere Transporter mit lebenden Schweinen sind mittlerweile vom Tönnies Gelände gefahren. Ein Viehhändler aus Glandorf gab an, dass die Schweine jetzt zu einem Tönnies Schlachthof ins Emsland gebracht werden und heute noch getötet werden.

SPD fordert Schließung des Betriebs

Liane Fülling, die Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion fordert die Stilllegung des Betriebs. „Es sei allerhöchste Zeit. So wie es auch bei Westfleisch in Dissen geschehen ist“. Sie hält es für fraglich, ob ein Shutdown für den Kreis Gütersloh noch zu verhindern ist.

Verls Bürgermeister spricht von Schulschließungen

Verls Bürgermeister Michael Esken hat über das soziale Netzwerk Facebook bekannt gegeben, dass ab morgen alle Schulen und Kindergärten bis zu den Sommerferien geschlossen bleiben. Dabei verwies er auf die Pressekonferenz, die heute Nachmittag stattfindet.

82 neue Corona-Fälle in Birkenfelder Fleischbetrieb

Die zweite Testreihe in einer von Corona-Infektionen betroffenen Großschlachterei in Birkenfeld (Enzkreis) ist abgeschlossen. Dabei wurden 82 weitere Mitarbeiter positiv getestet.

Nach Angaben des Landratsamtes des Enzkreises sind damit sind insgesamt 412 der 1.100 Beschäftigten der Fleischfabrik mit dem Coronavirus infiziert. Fast alle sind Leiharbeiter aus Osteuropa, die überwiegend in Gemeinschaftsunterkünften lebten. Die meisten von ihnen sind inzwischen wieder gesund. Etwa 80 Infizierte befinden sich noch in einer Quarantäne-Einrichtung.

Unternehmen soll für Unterbringung zahlen

Das Landratsamt hat dem Fleischbetrieb in Birkenfeld indessen weitere Auflagen gemacht. Unter anderem für einen Monat die Beschäftigung neuer Arbeitskräfte untersagt. Derweil fordern immer mehr Politiker aus der Region, dass das Unternehmen die Unterbringungskosten, einen sechsstelligen Betrag, vollständig übernimmt. Die Geschäftsleitung hat zwar zugesagt, sich zu beteiligen, aber nicht, in welcher Höhe. Nach Bekanntwerden der Corona-Infektionen wurden die Leiharbeiter vom Landkreis in mehreren Ausweichquartieren untergebracht.

Nach Einschätzung von Landrat Bastian Rosenau haben die beengten Wohnverhältnisse der osteuropäischen Leiharbeiter die Ausbreitung des Virus ermöglicht. Deshalb hat der Landrat das Unternehmen jetzt eindringlich aufgefordert, hier grundsätzlich etwas zu verändern.

Tests in anderen Bundesländern

Dennoch ziehen nun auch andere Bundesländer mit flächendeckende Corona-Tests in Schlachthöfen nach. So reagiert Schleswig-Holstein auf die vielen Corona-Fälle in einem Schlachthof und lässt die Belegschaften aller großen Betriebe im Land testen.

Sollten die Beschäftigten in Werkswohnungen oder ähnlichen privaten Gemeinschaftsunterkünften leben und dort weitere nicht im Schlachthof angestellte Personen wohnen, seien diese ebenfalls zu testen, teilte das Gesundheitsministerium in Kiel mit. In einem Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) waren zuvor insgesamt 109 Beschäftigte positiv getestet worden.

Das Agrarministerium in Hannover teilte auf Nachfrage mit, dass der Ansatz, alle Mitarbeiter in niedersächsischen Schlachthöfen (einschließlich Werkvertragsarbeitnehmer) zu testen, derzeit geprüft werde. Das weitere Vorgehen werde mit dem Gesundheitsministerium abgestimmt. Derzeit lägen „keine Hinweise auf Corona-Erkrankungen in Schlachtbetrieben oder anderen Lebensmittelunternehmen vor, die Auswirkungen auf die Versorgungssituation oder auf die Lieferketten in Niedersachsen“ haben, hieß es weiter. 

Heimatländer fordern Maßnahmen ein

In seinem Brief an die Bundesländer wies Heil darauf hin, dass sich bereits mehrere diplomatische Vertretungen der Herkunftsländer von Arbeitern bei der Bundesregierung beschwert hätten. Sie behielten sich demnach „ausdrücklich weitere Maßnahmen“ vor – etwa einen Ausreisestopp für Saisonbeschäftigte. Wenn die dringend benötigten Arbeitskräfte in Deutschland nicht sicher arbeiten könnten, sollten sie also in ihren Heimatstaaten bleiben.  

Gegenüber NDR und WDR betont Arbeitsminister Heil nun, dass Saisonarbeiter und Werkvertragsarbeiter „ebenso vor Corona geschützt werden“ müssten wie alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch. „Dafür gibt es klare Arbeitsschutzstandards“, so Heil.

In seinem Schreiben an die Arbeits- und Sozialminister der Länder habe er deutlich gemacht, dass die zuständigen Arbeitsschutzbehörden verschärft in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft kontrollieren sollten. Die massenhaften Infektionen in den Fleischbetrieben zeigten „diesen akuten Handlungsbedarf“, sagt Heil. „Ich erwarte, dass alles Notwendige getan wird, um die Missstände zu beseitigen und die Arbeitnehmer zu schützen.“

Die Gewerkschaft für Nahrung, Genuss und Gaststätten (NGG) sieht die Corona-Ausbrüche auch als Folge des Preisdrucks in der Fleischbranche. „Es ist höchste Zeit“, fordert Sprecher Jonas Bohl, „dass die Schlachtbetriebe innehalten und jetzt für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter sorgen und zur Not auch die Bänder stilllegen.“

Wegen mehrerer Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie schlägt Arbeitsminister Heil Alarm. In einem Brief, der NDR und WDR vorliegt, fordert er die Bundesländer auf, vor allem Sammelunterkünfte streng zu überwachen.

Von Massimo Bognanni, WDR und Oda Lambrecht, NDR

Die Ansage des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil an seine Amtskollegen in den Bundesländern ist deutlich. In einem zweiseitigen Brief, der NDR und WDR vorliegt, bittet Heil „eindringlich“, den Arbeitsschutz für Saisonarbeiter in der Landwirtschaft und in der Fleischindustrie streng zu kontrollieren. „Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Situation in Sammelunterkünften und beim Personentransport zu legen.“

Anlass der Mahnung aus Berlin sind Medienberichte über „unhaltbare Zustände beim betrieblichen Infektionsschutz“, wie Heil schreibt. Seit Mitte April haben etwa diverse Medien über einen Ausbruch beim Unternehmen „Müller-Fleisch“ bei Pforzheim berichtet. Dort haben sich mehrere Hundert Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert, unter ihnen rumänische Werkvertragsarbeiter, die teils in gemeinsamen Unterkünften lebten. Der Infektionsschutz sei frühzeitig verstärkt worden, teilte das Unternehmen mittlerweile mit. „Dennoch hat auch uns die Dynamik der Verbreitung der Infektionen aus dem privaten Bereich überrollt.“

Bundesweit Hunderte Beschäftigte infiziert

In den vergangenen Tagen wurden nun weitere Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie gemeldet – etwa bei „Westfleisch“ im nordrhein-westfälischen Coesfeld. Nach Angaben des Kreises waren dort am Donnerstag 129 Mitarbeiter positiv getestet worden. 13 von ihnen seien ins Krankenhaus gekommen. Der Betrieb wurde inzwischen geschlossen.

In Schleswig-Holstein sind nach Angaben des Kreises Segeberg bis Donnerstag 109 Mitarbeiter des Schlachthofbetreibers „Vion“ in Bad Bramstedt infiziert worden. Die meisten von ihnen lebten in Wohnung in einer ehemaligen Kaserne. Anfang Mai teilte das Unternehmen mit, die Produktion zu stoppen – „aus reinen Vorsichtsmaßnahmen und zum Schutz der Mitarbeiter“. Insgesamt sollen bereits mehr als 600 Beschäftigte der Branche positiv auf das Virus getestet worden sein, berichtet der „Spiegel“.

Nachdem bei Hunderten Schlachthof-Mitarbeitern das Coronavirus nachgewiesen wurde, fordern mehrere Politiker Konsequenzen. Sie kritisieren vor allem die beengten Wohnverhältnisse der meist osteuropäischen Arbeiter.

Angesichts Hunderter Corona-Fälle unter Schlachthaus-Mitarbeitern erwägen Fachpolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion eine Verschärfung der Arbeitsschutzgesetze. „Wir haben 2017 zusätzliche gesetzliche Standards für die Fleischwirtschaft definiert – wenn das nicht reicht, müssen wir auch gesetzlich nochmal ran“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Mast. Es liege auf der Hand, „dass die Wohnverhältnisse der Beschäftigten und das Infektionsgeschehen zusammenhängen“.

Im Jahr 2017 hatte der Bundestag das „Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft“ verabschiedet. Es sieht unter anderem vor, dass der Arbeitgeber die Zahlung von Sozialbeiträgen für die oft aus dem Ausland stammenden Mitarbeiter gewährleisten muss und ihnen Arbeitsmittel, Schutzkleidung und persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung stellen muss.

Sammelunterkünfte als Problem

Das Geschäftsmodell der Schlachtbranche beruhe auf „Fremdarbeitern, die in Sammelunterkünften wohnen“, sagte SPD-Politikerin Mast. Auch hier seien die Arbeitgeber für den Schutz der Mitarbeiter verantwortlich. „Da kann man sich nicht für unzuständig erklären“, sagte sie. Notfalls müsse gesetzlich nachgeschärft werden.

Der CSU-Landwirtschaftspolitiker Max Straubinger sagte im Deutschlandfunk, möglichen Missständen in den Betrieben müsse mit aller Härte nachgegangen werden. Aber auch die Mitarbeiter hätten die Verantwortung, Mindestabstände einzuhalten, um eine Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Kritiker monieren jedoch, dies sei aufgrund der beengten Wohnverhältnisse oft gar nicht möglich.

„Miese Hygiene, miserable Unterkünfte“

Deutliche Worte fand Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter: „Die Betriebe müssen häufiger und besser kontrolliert und die Hauptverantwortlichen der Konzerne konsequenter zur Rechenschaft gezogen werden können.“ Mit dem „ausbeuterischen Geschäftsmodell“ in der Schlachtbranche, das den Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter völlig vernachlässige, müsse nun Schluss sein.

„Schon vor der Krise war bekannt, wie mies die Hygiene in vielen Betrieben ist. Das liegt auch an den extrem schlechten Arbeitsbedingungen – von mangelhafter Ausrüstung bis ausbeuterischen Arbeitszeiten.“ Ein zentrales Problem sei die Unterbringung in „überbelegten, miserablen Unterkünften“, für die die Arbeiter oftmals auch noch viel Geld zahlen müssten, sagte Hofreiter. Hier müssten Politik und Behörden aktiv werden.

Großer Ausbruch in Coesfeld

Anlass für die Debatte ist ein Ausbruch unter Mitarbeitern eines großen Schlachthofs im nordrhein-westfälischen Coesfeld. Dort wurden mindestens 151 Infektionen festgestellt. Dies führte dazu, dass Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann den von der Bundesregierung erst am Mittwoch beschlossenen Notfallmechanismus bei einem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Infektionen in Kraft setzen musste. Er sieht besondere Maßnahmen vor, wenn es mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Region gibt.

In der Folge gelten die Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen im Landkreis Coesfeld – wie etwa die Öffnung von Restaurants – nicht wie geplant ab dem 11. Mai, sondern erst eine Woche später.

Probleme auch in Schleswig-Holstein

Auch in Schleswig-Holstein gab es einen ähnlichen Fall: In einem Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) waren insgesamt 109 Beschäftigte positiv getestet worden. Beide Bundesländer haben nun Corona-Tests unter den Mitarbeitern aller Schlachthöfe veranlasst.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hatte wegen der Corona-Ausbrüche in mehreren Fleischbetrieben strenge Kontrollen in den Ländern gefordert. Immer wieder stehen Schlachthöfe wegen der schlechten Arbeitsbedingungen der meist aus Osteuropa stammenden Arbeiter in der Kritik.

Auch Landkreis in SH überschreitet Grenze für Neuinfektionen

13:48 Uhr

Nach dem thüringischen Landkreis Greiz und dem nordrhein-westfälischen Kreis Coesfeld hat auch der Landkreis Steinburg in Schleswig-Holstein die festgelegte Obergrenze neuer Corona-Infektionen überschritten.

Der Kreis selbst gab bekannt, dass 87 neue Fälle gemeldet wurden. Die meisten Infizierten sind Beschäftigte eines Schlachthofs in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg). Ein Großteil der Arbeitskräfte ist auf dem Gelände einer Kaserne im Kreis Steinburg in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. In dem Schlachthof gab es insgesamt bereits 109 Infektionen.

Die Grenze liegt bei 50 Infektionen je 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche. Der Landkreis hat 131.000 Einwohner, der Wert liegt den Angaben zufolge damit bei 66 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.

„Spiegel“ berichtet von mehr als 600 Infizierten in Fleischindustrie

13:18 Uhr

In deutschen Schlachtbetrieben sind nach „Spiegel“-Informationen bislang mehr als 600 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Meist hätten sich rumänische Werkvertragsarbeiter angesteckt, die oft in Gemeinschaftsunterkünften lebten, berichtete das Magazin unter Berufung auf Behörden. Demnach wurden beim baden-württembergischen Produzenten Müller Fleisch in den vergangenen Wochen etwa 300 Infizierte registriert, beim Unternehmen Westfleisch in Nordrhein-Westfalen mehr als 200.

„In den Betrieben darf weitergearbeitet werden, weil die Behörden davon ausgehen, die Lage mit den verfügten Quarantänemaßnahmen unter Kontrolle zu haben“, schrieb das Blatt. Demnach dürfen Mehrbettzimmer nur von Partnern oder Familien bewohnt werden, die Fleischproduzenten verweisen zudem auf verstärkte Hygiene in ihren Betrieben. Die Firma Vion allerdings habe ihren Schlachtbetrieb im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt nach einem Corona-Ausbruch mit mehr als 100 Infizierten geschlossen.

Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Mast sagte dem Magazin, die seit Mitte April geltenden Vorgaben des Arbeitsministeriums würden „nach allem, was ich weiß, in kaum einer Unterkunft“ für Arbeitskräfte eingehalten. Sie will künftig die Fleischproduzenten selbst statt Subunternehmen für die Wohnsituation haften lassen: „Das Geschäftsmodell mit den prekären Unterkünften für osteuropäische Arbeiter muss beendet werden“, forderte die SPD-Politikerin.

NRW ordnet Corona-Tests in allen Schlachtbetrieben an

12:23 Uhr

In sämtlichen Fleisch verarbeitenden Unternehmen in Nordrhein-Westfalen sollen die Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet werden. Das teilte Regierungssprecher Christian Wiermer mit. Hintergrund ist der Fall der Firma „Westfleisch“: Gestern wurden 129 Infektionen unter den insgesamt 1200 Angestellten des Betriebes gemeldet.

Dadurch habe der Kreis Coesfeld, in dem das Unternehmen liegt, laut dem Robert Koch-Institut bereits den Grenzwert für neue Corona-Fälle überschritten. Dieser liegt bei 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche.

NRW: Infektionsgrenzwert im Kreis Coesfeld überschritten

10:01 Uhr

In Nordrhein-Westfalen wurde der von Bund und Ländern festgelegte Grenzwert für Corona-Neuinfektionen im Kreis Coesfeld überschritten. Das gab das Robert Koch-Institut bekannt.

Der Wert wurde auf 50 neue Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche festgelegt. Laut RKI wurden unter diesen Kriterien in Coesfeld 52,7 Neuinfektionen registriert.

Das lässt sich vor allem auf den Betrieb „Westfleisch“ zurückführen: Gestern wurde bekannt, dass sich 129 Angestellte angesteckt haben. Insgesamt sind in dem Unternehmen 1200 Mitarbeiter beschäftigt, die nun alle getestet werden sollen.

Laut der Einigung zwischen Bund und Ländern zu Lockerungen der Corona-Auflagen müssten für den Kreis Coesfeld nun wieder striktere Beschränkungen erlassen werden.

Das stand im „Merkur“ über das Thema

(Quelle : www.merkur.de)
  • Der Kreis Gütersloh bittet wegen der Corona-Tests am Stammsitz um Amtshilfe durch die Bundeswehr (Update vom 18. Juni, 18.20 Uhr).

Update, 13.55 Uhr: Rund 730 Mitarbeiter des Fleischkonzerns Tönnies haben sich bereits mit dem Coronavirus infiziert, nun ermittelt offenbar sogar die Staatsanwaltschaft. Wie das Westfalen Blatt berichtet, soll unter anderem wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutz ermittelt werden. 

Wie das Westfalen Blatt weiter berichtet, sollen bereits fünf Strafanzeigen vorliegen, darunter eine Anzeige von Grünen-Politikerin Britta Haßelmann. 

Tönnies-Skandal: Auch Kinder positiv getestet

Update vom 19. Juni, 13.15 Uhr: Nach Hunderten von Corona-Fällen im Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück werden Auswirkungen auch in angrenzenden Regionen deutlich. In der kreisfreien Stadt Hamm wurden drei Schulklassen in Quarantäne geschickt, weil unter den Schülern drei positiv auf Corona getestete Kinder von Tönnies-Mitarbeitern seien. Das teilte Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann am Freitag in Hamm mit. 

Betroffen von der Quarantäne sind laut Mitteilung eine Grund-, eine Real- und eine Hauptschule. Wieviele Tönnies-Mitarbeiter mit ihren Familien genau in Hamm wohnen, sei offen – die Stadt vermutet 50 bis 100.

Bereits am Mittwoch hatte die Stadt Oelde im Kreis Warendorf Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen. Am Montag soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Laut Mitteilung der Stadt liegen jetzt Informationen zu rund 40 Tönnies-Mitarbeitern vor, die in Oelde wohnen. Die Kinder dieser Familien sollen vom Schul- und Kitabesuch ab Montag befreit werden.

Corona-Massenausbruch: Tönnies droht Skandal um Video – und sorgt jetzt für überraschende Wende

Update vom 19. Juni, 12.25 Uhr: Der Corona-Massenausbruch beim Fleischkonzern Tönnies könnte sich zu einem Skandal ausweiten. Nachdem ein Video aus der überfüllten Kantine des Betriebs an die Öffentlichkeit gelang, erklärte ein Unternehmenssprecher zunächst, dass das Video im März aufgenommen worden sei. 

Doch kurz darauf enthüllte der SWR: das Video wurde demnach am 8. April aufgenommen, die bereits zu dieser Zeit angeordneten Corona-Regeln wurden offenbar nicht eingehalten. Obwohl ein Unternehmenssprecher daraufhin bestätigte, dass das Video wie zunächst erklärt doch nicht im März, sondern tatsächlich am 8. April aufgenommen wurde, rudert das Unternehmen nun offenbar zurück. 

Wie Focus Online unter Berufung auf die dpa berichtet, soll das Unternehmen nun bei seiner zunächst abgegebenen Erklärung bleiben. Demnach sei das Video bereits seit dem 28. März dem Unternehmen bekannt. Demnach sei es ein Fehler in der Krisenkommunikation gewesen, das Erscheinungsdatum mit dem 8. April zu bestätigen. 

Wie das Unternehmen weiter erklärt, seien nur Kollegen aus der gleichen Abteilung zur damaligen Zeit zur gleichen Zeit in der Kantine gewesen. Wie Focus Online unter Berufung auf die dpa weiter berichtet, soll dies mit dem Arbeitsschutz abgestimmt gewesen sein. 

Corona-Ausbruch: Log Tönnies? Kantinen-Video zeigt katastrophale Zustände – und entstand offenbar viel später

Update vom 19. Juni, 9.45 Uhr: Der Corona-Massenausbruch beim Fleischkonzern Tönnies sorgt noch immer für steigende Neuinfektionen, 730 Mitarbeiter wurden bereits positiv auf das Coronavirus getestet. Ein kurz zuvor aufgetauchtes Video sorgte dann prompt für Spekulationen, sollte es doch Mitarbeiter in der Kantine des Konzerns zeigen. Dicht an dicht und ohne Sicherheitsabstand

Doch ein Unternehmssprecher erklärte umgehend, dass das Video zwar echt sei, jedoch bereits seit März bekannt sei. Inzwischen sei natürlich auf die Einhaltung des Sicherheitsabstands und das Tragen einer Maske wert gelegt worden. 

Doch wie der SWR kurz darauf berichtet, sei das Video am 8. April 2020 entstanden, also nach Inkrafttreten der Corona-bedingten Hygiene-Verschärfungen. Wie RTL eine Mitarbeiterin des Unternehms zitiert, die in dem besagten Video zu hören sein soll, sei das Problem zur damaligen Zeit auch Mitarbeitern aufgefallen. 

„Tausende von Menschen sitzen alle an einem Tisch. Wie sollen wir uns hier schützen?“, soll eine Mitarbeiterin in dem Video zu hören sein. 

Wie der SWR weiter berichtet, habe der Unternehmenssprecher seine Aussage mittlerweile korrigiert. Demnach sei es korrekt, dass das Video nicht vom März, sondern vom 8. April stamme. Vom SWR auf die extremen Zustände im Video angesprochen, bestätigte ein Sprecher des Landkreises Gütersloh, dass die auf dem Video zu sehenden Zustände nicht „dem Pandemiekonzept des Unternehmens entsprechen“ und es auch keine Sondererlaubnis für den Konzern gegeben habe. 

Corona-Massenausbruch bei Tönnies: Wird jetzt das Fleisch knapp?

Update vom 19. Juni, 7.10 Uhr: Die vorübergehende Schließung des größten deutschen Schlachtbetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wird nach Einschätzung von Marktbeobachtern nicht zu Versorgungsengpässen führen. „Fleisch wird in Deutschland nicht knapp, auch nicht Schweinefleisch“, sagte Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Bonn.

Corona-Ausbruch in Tönnies: Fleisch bald teurer für Verbraucher?

Ob der nach einem großen Corona-Ausbruch verfügte Stillstand der Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück zu höheren Preisen für Verbraucher führen werde, sei erst in einigen Wochen abzusehen, sagte Koch der Deutschen Presse-Agentur. Der Handel habe in der Regel mit den Schlachtunternehmen längerfristige Verträge zu Mengen und Preisen abgeschlossen.

In Rheda-Wiedenbrück werden nach Angaben von Tönnies pro Tag 20.000 Schweine geschlachtet und zerlegt. Die Branche habe eine Reihe von Stellschrauben, um die bei Tönnies ausfallenden Schlachtkapazitäten zumindest teilweise auszugleichen, sagte Koch. Tönnies wolle die Zahl der Schlachtungen an anderen Standorten erhöhen, auch andere Unternehmen hätten diese Möglichkeit.

Update, 19.10 Uhr: Durch die Corona-Tests bei den Mitarbeitern des Fleischkonzerns Tönnies werden immer mehr Covid-19-Neuinfektionen festgestellt.

Laut heute journal des ZDF snd mittlerweile 730 Fälle bekannt – mindestens.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: Jetzt rückt sogar die Bundeswehr an

Update, 18.20 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies rückt nun sogar die Bundeswehr an. Der Kreis Gütersloh hat Hilfe bei einem Reihentest auf Coronavirus-Infektionen beim Schlachtbetrieb Tönnies am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück angefragt.

Bislang hatten das Rote Kreuz und die Malteser bei den Tests geholfen. Diese Organisationen stießen aber an ihre Grenzen, hieß es vom Landratsamt. Deswegen die Bitte um Amtshilfe.

Diese soll wie folgt aussehen: Die Bundeswehr soll ab Freitag Soldaten mit medizinischen Vorkenntnissen und andere für die Dokumentation schicken. Insgesamt sollen rund zwei Dutzend Soldaten bei der Durchführung der Reihentests mithelfen.

Wie der Konzern des Schalker Fußball-Boss Clemens Tönnies mitteilte, sollen pro Tag 1500 bis 2000 Mitarbeiter auf das Coronavirus getestet werden. Stand Donnerstagnachmittag (18. Juni) waren noch 5300 Tests auf Covid-19 offen. Von bislang 1050 untersuchten Mitarbeitern waren mehr als 650 Neuinfizierte (Stand Mittwochabend) entdeckt worden.

Corona-Ausbruch bei Tönnies: CDU-Mann Armin Laschet polarisiert mit Aussage

Update, 17.18 Uhr: Armin Laschet, CDU-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat mit einer Aussage zum Corona-Massenausbruch beim Unternehmen Tönnies einen Eklat provoziert. 

Auf die Frage, was der Corona-Ausbruch bei Tönnies über die Lockerungen aussage, antwortete er am Mittwoch:  „Das sagt darüber überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren.“ Zudem verwies Laschet auf die Unterbringung und Arbeitsbedingungen in Betrieben.

Mehrere SPD-Politiker hatten ihn daraufhin kritisiert und aufgefordert, sich zu entschuldigen. „Mit diesem Zitat hat sich Armin Laschet die Denke von Tönnies eins zu eins zu Eigen gemacht. Das ist unterste Schublade“, sagte etwa Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, der dpa.

Auf die Kritik hin teilte Laschet mit: „Menschen gleich welcher Herkunft irgendeine Schuld am Virus zu geben, verbietet sich. Mir ist wichtig klarzumachen, dass das für mich wie für die gesamte Landesregierung selbstverständlich ist.“ Er machte zudem die Unternehmen für die Problematik verantwortlich und versprach „substanzielle Verbesserungen bei den Bedingungen insbesondere für Arbeitnehmer aus Bulgarien und Rumänien.“

Update, 16.53 Uhr: Wegen des Anstiegs der Coronavirus-Infektionen rund um den Ausbruch bei Tönnies wurden im umliegenden Landkreis zahlreiche Schulen und Kitas geschlossen. Betroffene Kinder und Eltern reagieren wütend: Vor dem Gelände der Fleischfabrik gibt es jetzt eine Mahnwache, wie der Westfälische Anzeiger* berichtet.

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Neffe fordert Rücktritt von Clemens Tönnies

Update, 12.35 Uhr: Robert Tönnies, Mitinhaber und Sohn des verstorbenen Gründers Bernd Tönnies, hat den Rücktritt seines Onkels Clemens Tönnies* gefordert. In einem Brief wirft Robert Tönnies der Geschäftsleitung und dem Beirat des Konzerns vor, unverantwortlich gehandelt und das Unternehmen sowie die Bevölkerung gefährdet zu haben.

Beide Parteien halten je 50 Prozent an dem Unternehmen und streiten seit Jahren um die Führung und Strategie des Konzerns. Robert Tönnies wirft der Geschäftsleitung und dem kontrollierenden Beirat vor, seit 2017 geltende Unternehmensleitsätze zur Abschaffung von Werkverträgen nicht umzusetzen. Seine Hinweise und Vorstöße seien stets abgeblockt worden, heißt es in dem Brief.

„Dass gerade in Schlachtbetrieben die Infektionszahlen weit überdurchschnittlich hoch sind, ist ganz sicher auch dem System der Werkverträge geschuldet; es zwingt viele Arbeiterinnen und Arbeiter in unzumutbare Wohnverhältnisse, die mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden sind und nur wenig Schutzmöglichkeiten bieten, wenn einmal eine Infektion auftritt“, schreibt Robert Tönnies. 

Update, 11.40 Uhr: Dass der Heimatbesuch der Angestellten über Fronleichnam den Massenausbruch in der Fleischfabrik ausgelöst hat, glaubt eine Expertin – anders als der Pandemiechef bei Tönnies – nicht. 

Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses in der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf sagte, ein Wochenendbesuch könne keine so große Anzahl an Neuansteckungen erklären, da die Inkubationszeit viel länger sei. Der Massenausbruch weise auf ein „unbemerktes, schon länger vor sich gehendes Superspreading Event“ hin. 

„Bei engem Kontakt und unter ungünstigen Arbeits- sowie Wohnbedingungen können ein Einzelner oder nur sehr wenig initial Infizierte zu einer sehr hohen Anzahl an Sekundärinfektionen führen“, sagte Eckerle. Als weitere begünstigende Faktoren führt sie die Arbeitskleidung an, die Schmiereninfektionen auslösen könne und wirft eine Frage auf, die auch für andere Fleischbetriebe gelten dürfte: „Es wäre wichtig zu klären, inwieweit Masken bei engem Kontakt auf der Arbeit getragen wurden, und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, konstant die aktuellen Regeln wie Abstandhalten und Handhygiene einzuhalten.“

Corona-Massenausbruch in Fleischfabrik Tönnies: Belastendes Video aufgetaucht?

Update, 10.34 Uhr: Bei Twitter ist nun ein Video aufgetaucht, das die Zustände in dem Konzern zeigen soll. Darin zu sehen ist eine überfüllte Kantine, in der die Mitarbeiter ohne Coronavirus-Mindestabstand dicht nebeneinander sitzen. 

Wie ein Bericht der Tageszeitung Die Glocke sowie Dokumente im Ratsinformationssystem der Stadt Rheda-Wiedenbrück zeigen, ist das Video jedoch nicht aktuell. Mittlerweile erklärte ein Unternehmenssprecher, dass das Video bereits seit Ende März bekannt sei. Inzwischen seien ganz andere Regelungen eingeführt worden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.

Update vom 18. Juni, 9.58 Uhr: Inzwischen sind mehr als 65 Prozent der Beschäftigten im Bereich Schweineschlachtung mit dem Coronavirus infiziert. Der Kreis Gütersloh hatte insgesamt 1050 Coronavirus-Tests für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Fleischkonzerns angeordnet. Stand Mittwochabend lagen 983 Ergebnisse vor. Am Mittwoch um 14 Uhr war der gesamte Betrieb heruntergefahren worden.

Laut Unternehmenssprecher ist der Bereich Schweineschlachtung besonders betroffen, weil die kühlen Temperaturen* in diesem Bereich für die Verbreitung des Coronavirus ideal sind. Armin Laschet, Ministpräsident von Nordrhein-Westfalen widersprach dem: „Das hat mit der Unterbringung von Menschen in Unterkünften und Arbeitsbedingungen in Betrieben zu tun.“

Die Ursache des Ausbruchs ist womöglich das lange Wochenende, an dem viele der meist polnischen und rumänischen Beschäftigten zu ihrer Familie gefahren sein dürften. Um weitere und größere Ausbrüche zu verhindern hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verkündet, alle Arbeitnehmer von Schlachthöfen in NRW testen zu wollen.

Corona-Massenausbruch bei Tönnies:

Update vom 18. Juni, 7.24 Uhr:Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat ein umgehendes Verbot von Werkverträgen in der Fleischbranche verlangt. „Diesem kranken System“ müsse nun endlich ein Ende gemacht werden, sagte NGG-Vizechef Freddy Adjan den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das von der Bundesregierung beschlossene Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie müsse „ohne Abstriche im Gesetzgebungsverfahren umgesetzt“ werden.

Beim Tönnies-Fleischkonzern im Kreis Gütersloh hatte es diese Woche eine Coronavirus-Masseninfektion unter Mitarbeitern gegeben. Bereits in den vergangenen Monaten hatte es eine Reihe von Coronavirus-Ausbrüchen unter Mitarbeitern deutscher Fleischbetriebe gegeben.

Corona-Massenausbruch bei Tönnies: Infizierten-Zahl steigt weiter enorm – Folgen für deutschen Fleischmarkt

Update, 18.40 Uhr: Inzwischen ist die Zahl der auf positiv getesteten Mitarbeiter des Schlachtbetriebs bei Tönnies auf 657 gestiegen. Am Mittwochabend lagen insgesamt 983 Testergebnisse vor, davon waren laut einem Sprecher des Kreises Gütersloh 326 negativ. Dabei handelt es sich allerdings nur um einen Zwischenstand, weitere Auswertungen sollen folgen.

Wie wa.de* berichtet, soll ein Video der Aktion „Arbeitsunrecht“ indessen Erschreckendes über die Zustände in der Kantine* von Tönnies zeigen.

Güthersloh/Rheda: Corona-Massenausbruch bei Tönnies – Wegen Schließung fehlen Fleischprodukte

Update, 17.20 Uhr: +++ Update vom 18.06.: An dieser Stelle hatten wir darüber berichtet, dass durch die Ausfälle bei Tönnies 20 Prozent Fleischprodukte auf dem deutschen Markt fehlen könnten. Diese Meldung wurde von der dpa zurückgenommen, weil ein Unternehmenssprecher falsch interpretiert worden sei – demnach gibt es keine konkreten Zahlen zu Auswirkungen auf den Markt. +++

Vom Stopp in dem Schlachtbetrieb seien nun auch die Schweinezüchter betroffen. Ihre Schweine werden nämlich so gezüchtet, dass sie zu einem bestimmten Termin schlachtreif sind. Deshalb soll nach Angaben der Tönnies-Gruppe die Produktion an anderen Standorten gesteigert werden, um Ausfälle so niedrig wie möglich zu halten.

Gütersloh/Rheda: Corona-Massenausbrauch bei Tönnies – Hunderte Fälle – 7000 Menschen in Quarantäne 

Update, 16.20 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies stellt der Kreis Gütersloh rund 7000 Menschen unter Quarantäne. Betroffen seien alle Personen, die auf dem Werksgelände gearbeitet hätten, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) am Mittwoch. Sie würden nun nach und nach auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. 

Einen allgemeinen Lockdown für den Kreis werde es nicht geben, obwohl die wichtige Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen deutlich überschritten sei.

Corona-Massenausbruch bei Tönnies-Fleisch: Hunderte Fälle bei Mitarbeitern – Gütersloh droht Shutdown

Update, 15.05 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt. Der Schlachtbetrieb sei vorerst geschlossen worden, seit heute Morgen 9 Uhr sei bereits die Anlieferung von Produkten gestoppt worden. 

Die Schlachtungen seien bereits am Mittwochmittag eingestellt worden, nun würden weitere Bereiche nach und nach heruntergefahren, teilte das Unternehmen mit.

Alle Personen, die in dem betroffenen Bereich arbeiten, sollen sich demnach umgehend in Quarantäne begeben. Alle Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh werden ab morgen bis zum Beginn der Sommerferien geschlossen. 

Damit es im Kreis Gütersloh nicht zu einem Shutdown kommt, bittet Landrat Sven-Georg Adenauer die Betroffenen und auch die Angehörigen, sich zurückzuhalten und die Öffentlichkeit vorerst zu meiden. Damit sich die Zahl der infizierten Personen nicht auch auf einen Kreis außerhalb Güterslohs ausbreiten könne.

Besonders betroffen sei der Bereich des Unternehmens, in dem die Tiere in der Fleischerei zerteilt werden. Alle Mitarbeiter, die in diesem Bereich arbeiten, wurden bereits getestet. Nun müsse getestet werden, inwieweit sich die Verbreitung des Virus bereits in andere Bereiche vorgearbeitet habe. 

Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies – Reisefreiheit schuld?

„Die Gesundheit der Mitarbeiter hat nun oberste Priorität“, erklärt Herr. Dr. Vielstädte von der Firma Tönnies. „Wir haben sehr intensiv daran gearbeitet, das Virus aus dem Unternehmen herauszuhalten. Deshalb möchten wir uns im Namen des Unternehmens und der Familie Tönnies dafür entschuldigen“, so Dr. Vielstädte. 

Warum sich das Virus gerade jetzt in dem Unternehmen ausgebreitet habe, ist demnach noch nicht unklar. Wie Dr. Schulze Althoff von der Firma Tönnies erklärt, sei in den vergangenen Monaten alles dafür getan worden, um eine Infektion im Unternehmen zu verhindern. Ein möglicher Grund für den Ausbruch könne sein, dass viele Mitarbeiter durch ihre neu gewonnene Reisefreiheit ihre Familien besucht hätten. Dies könnte einer der Faktoren sein, der genaue Grund für den Ausbruch in der Firma ist jedoch noch nicht ermittelt. 

Video: Auch Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh schließen

Gütersloh: Ausbruch bei Tönnies – Wer ist Patient 0? 

Da viele Mitarbeiter erst nach der Rückkehr aus dem Kurzurlaub infiziert gewesen seien, vermutet das Unternehmen laut Herr Dr. Vielstädte, die Reisefreiheit als größeren Risikofaktor als die Unterkünfte

Mitarbeiter, die von Reisen über das lange Wochenende zurückgekehrt seien, seien umgehend getestet worden. Jeder Mitarbeiter, der über 96 Stunden verreist sei, sei getestet worden. 

Rund 7.000 Personen seien in dem Betrieb angestellt, deshalb sei es besonders schwierig, den genauen Ausbruchsherd ermitteln zu können. 415 Personen seien bereits offiziell positiv getestet worden, das Ergebnis von weiteren 400 Personen werde noch am heutigen Tag erwartet. 

Corona-Ausbruch bei Fleischbetrieb Tönnies – Anzahl der Infizierten steigt

Update vom 17. Juni 2020, 14.50 Uhr: Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen im Kreis Gütersloh steigt laut ntv auf insgesamt 600.

Update vom 17. Juni 2020, 14.30 Uhr: Wie Radiogütersloh weiter berichtet, sollen nun auch Postfilialen in Herzebrock-Clarholz und Oelde geschlossen werden. Demnach seien viele Mitarbeiter des Fleischkonzerns Kunden der beiden Filialen. Die Zahl der infizierten Personen soll laut ntv mittlerweile auf 470 angestiegen sein. 

Corona-Ausbruch in Gütersloher Tönnies-Fabrik – Schulen und Kitas schließen

Update vom 17. Juni 2020, 14.10 Uhr: Nachdem Schulen und Kitas* der Stadt Gütersloh offenbar bereits ab morgen geschlossen werden sollen, stellt nun auch der FC Gütersloh seinen Spielbetrieb ein, wie Radiogütersloh.de berichtet. 

Wie der Radiosender weiter berichtet, soll der Betrieb in dem Fleischkonzern so weit wie möglich heruntergefahren werden. Einen kompletten Shutdown des Kreises soll Landrat Sven-Georg Adenauer demnach noch abwehren wollen. 

Update vom 17. Juni 2020, 13.50 Uhr: Wie Radiogütersloh.de nun berichtet, soll die Stadt Gütersloh bereits bestätigt haben, dass alle Schulen und Kitas ab morgen bis zu den Sommerferien geschlossen werden. Nachdem 400 von 500 Mitarbeiter bereits positiv auf das Virus* getestet wurden, stehen nun noch weitere 500 Testergebnisse aus. Die Zahl der Infizierten könnte also weiter dramatisch steigen. 

Die Stadt informiert über die aktuellen Geschehnisse in einer Pressekonferenz um 15 Uhr. 

Gütersloh: Corona-Ausbruch in Tönnies-Fabrik – 400 Mitarbeiter infiziert und es könnten noch viel mehr werden

Ursprungsmeldung vom 17. Juni 2020: Gütersloh –  Es gibt einen Massenausbruch beim Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh. Wie die Neue Westfälische zunächst berichtet hat, sollen seit Dienstag etwa 400 Mitarbeiter positiv auf eine Infektion* mit dem Coronavirus getestet worden sein. 

Von den bislang 500 am Mittwoch vorliegenden Testergebnissen der Mitarbeiter in dem Schlachthof und Fleisch-Zerlegebetrieb im ostwestfälischen Kreis Gütersloh seien 400 positiv auf das Virus getestet worden. Weitere 500 Ergebnisse stehen demnach jedoch noch aus, die Zahl der Infizierten könnte sich laut dpa also noch erhöhen. 

Coronavirus in Gütersloh: Massenausbruch im Fleischkonzern Tönnies (Rheda-Wiedenbrück)

Wie das Westfalen Blatt berichtet, sollen Behörden am Dienstag zunächst von „lediglich“ 128 offiziell infizierten Mitarbeitern gesprochen haben. 

Wegen einer Vielzahl von Neuinfektionen berate zurzeit der Krisenstab des Kreises Gütersloh, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat, sagte eine Kreissprecherin am Mittwoch.

Am Nachmittag wollten der Kreis Gütersloh und Tönnies bei einer Pressekonferenz über das Geschehen informieren. 

Derweil ist im Zuge des Corona-Ausbruchs nach einer Feier in einem Restaurant im Landkreis Leer einer der Erkrankten gestorben. Im Berliner Stadtteil Neukölln wurden 370 Haushalte unter Quarantäne gestellt. Alle Informationen im News-Ticker.

Da es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen in Deutschland kommt, bleibt die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus wichtig. Wie das zuständige Paul-Ehrlich-Institut mitteilt, erhält das Tübinger Biotechunternehmen CureVac in Deutschland nun die Genehmigung, eine klinische Studie mit einem potenziellen Corona-Impfstoff durchführen zu dürfen.

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